Mit dem Fahrrad bin ich abends erst einmal um den Glas-Tempel herum gefahren, wegen der tollen Spiegelungen kann ich das nur jedem empfehlen. So beeindruckt zeigte sich Thomas Scheibitz (internationaler Durchbruch 2005 Biennale Venedig) von dem Mies van der Rohe-Bau, in dem er derzeit zusammen mit Anselm Reyle die eher abstrakte, geometrische Position aus dem Maler-Quartett für BubeDameKönigAss in der Neuen Nationalgalerie innehat.
Reyle, ebenfalls Wahl-Berliner, der großformatig mit metallischen Folien, Farben, Spiegeln arbeitet, feiert dort genauso seine Premiere – und bleibt gelassen trotz seiner nörgelnden Kritikern weniger künstlerisch, denn Bilder-Design. Und kontert cool: Ich habe schon Taschen für Dior designt oder auch Sofas. Genauso wie meine Folienbild-Malerei mache ich alles immer mit der gleichen Energie. Schön, schön …
BubeDameKönigAss …
Diese Trümpfe zieht die Neue Nationalgalerie in dem Ausstellungsreigen PAINTING FOREVER der vier Berliner Kunsträume. Unter diesem Motto tritt eine potente Boygroup gegen die weiblichen Positionen in der Kunsthalle der Deutschen Bank an. Vier Männer alle aus einer Generation(zwischen 1960 und 1970 geboren)verteidigen hier klassisch mit Pinsel und Leinwand das schon häufig totgesagte Medium der Malerei. (Und wer ist die Dame in diesem Quartett?) Dabei kommen sich die Arbeiten von Martin Eder und Michael Kunze in ihrer erzählenden und figurativen Weise näher als die jeweils eher geometrischen Bilder von Anselm Reyle und Thomas Scheibitz. Allen jedoch ist gemeinsam, dass sie jahrelang polarisierten, harsche Kritik der professionellen Kritiker einstecken mussten und wenig museale Beachtung erfahren hatten, so Udo Kittelmann, Chef der Nationalgalerie. Diese haben sie nun garantiert bis zum 24.11.13. www.smb.museum
To Paint is to Love again
Painting forever! Klingt beschwörend oder doch eher ironisch? Und das kann in keinem Fall für die Ewigkeit gedacht sein genauso wenig wie love forever, das taugt höchstens als Tattoo. Die Deutsche Bank/KunstHalle, als eine von vier Berliner Kunst-Häusern (Hamburger Bahnhof, Neue Nationalgalerie, KW), die als Gemeinschaftspremiere die „ewige Malerei“ im Herbst 2013 hochhalten, macht gleich noch eine explizite Liebeserklärung dazu: To Paint ist to Love again so der entliehene Untertitel von Henry Miller. Und lässt vier Künstlerinnen antreten: Jeanne Mammen (1890-1976) auf die sich die drei zeitgenössischen Malerinnen beziehen. U. a. Katrin Plavcak (Foto) hier mit ihrem Female Ghost- Seit Pussy Riots ist das mehr als nur hübsch. Und auch diesen Geist wird man nicht mehr los …
Bis 10.11.13. www.deutsche-bank-kunsthalle.de
2. Biennale Venedig 2013: Fashion goes Art
Dieses Kunstwerk hängt mehr als an einem seidenen Faden: Genau an 3000 hauchdünnen roten Fäden, die zu einem perfekten Frauenkörper verstickt sind und dann meterlang auf den Boden schweben. Jeder kleinste Hauch bringt den transparenten Akt in Bewegung und vor allem wenn die Besucher durch die Arsenale auf der 55. Biennale in Venedig vorbeiströmen, dann wird die seidige Arbeit lebendig und schön. Die in Peking geborene Künstlerin und Wahl-Pariserin weiß wies geht, ist die junge Yiping Yin ( *1985) im anderen Leben eine upcoming Mode-Designerin, die mit ihrem experimentellen Stil schon wegen der seidenen, sensationellen Kreation für Film-Festspielleiterin und Schauspielerin Audrey Tautou in Cannes 2013 Aufsehen erregt hatte: In 400 Stunden Handarbeit entstand ihr zarter bodenlanger Chiffon-Traum in mintfarbenen Mikro-Plisses auch ein Kunstwerk.
Die 55. Biennale Venedig geht bis zum 24.November 2013

Der goldene Löwe für lebendige Kunst
Er wohnt gleich bei mir um die Ecke. In der Torstrasse mit Frau und Kindern und wir haben die gleiche Physiotherapeutin: Tino Sehgal, geboren 1976 in London, hat einen goldenen Löwen nach Hause gebracht.
Als bester Künstler der 55. Biennale in Venedig für seinen Beitrag zur Ausstellung Il Palazzo Enciclopedico“. Der Wahl-Berliner (die Mutter ist Deutsche, der Vater Inder) fährt derzeit auf internationalem Erfolgskurs. Seine diversen konstruierten Situationen wurden schon im New Yorker Guggenheim und in der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern performed. Auch für die venezianischen Giardinis hat der studierte Volkswirtschaftler und Tänzer eine Art lebendiger Skulptur mit insgesamt 15 Menschen verschiedenen Alters einstudiert. Immer nur zwei bis drei sitzen gleichzeitig auf dem Boden, kommunizieren nach Sehgals Vorgaben miteinander in melodiösen Lauten und tänzerischen Bewegungen und arbeiten dann in Schichten, während der Künstler Venedig schon längst wieder verlassen hat. Manche empfanden es als berührend, die 5köpfige Jury lobte ihn für die Klasse und Innovation, mit der seine Arbeit zur Öffnung der künstlerischen Gattungen beigetragen hat.“ Aktuell tritt eine Segahl Performerin im Berliner Museum Hamburger Bahnhof auf als Museumswärterin verkleidet singt sie :This is Propaganda, you know , you know.- Ausstellung Body Pressure bis Jan .2014
129 mal Selbstmord – aber Blut-leer
Der Selbstmord passiert immer auf einer Fläche von 18 x 24 cm. Immer wieder und immer wieder anders. Exakt 129 Mal.
Erstickt mit einer Plastiktüte über dem Kopf. Erhängt im Kleiderschrank. Vergiftet, erschossen, verblutet, sich selbst in die Luft gesprengt, von den New Yorker Twin-Towers in die Tiefe gestürzt, als Kollektiv-Suizid. Jede Selbsttötung hat eine eigene Geschichte und Methode gesammelt von Valérie Favre, (*1959) Wahlberlinerin und hier Professorin für Malerei an der Universität der Künste. Die Autodidaktin erzählt sie auf ihren kleinformatigen Ölbildern in sanftem Gelb, Grau,zartem Blau und Schwarz-Weiß. Von Blutrot keine Spur und gar nicht schauderhaft. Flüchtig gemalt, auf Favres Art figurativ und irgendwie zart und harmlos. Die Masse machts. Zwischen den anonymen Selbstmord-Varianten hängen auch immer wieder echte Fälle: Einer meiner Lieblings-Maler Nicolas de Stael, der sich 1955 umbrachte oder auch die Terroristin Ulrike Meinhof, die sich (angeblich) 1976 in ihrer Zelle erhängte. Dann findet man auch wieder fiktive Figuren unter den Toten, wie Madama Butterfly, die sich selbst erdolchte (1904 Opern-Premiere). Das Ganze wirkt ein wenig wahllos (und emotionslos) – aber tot ist tot auch auf der Bühne. Und irgendwie schön, wie sie da alle so hängen … www.nbk.org – Ausstellung bis zum 28. Juli 2013.



…in eigener Sache
kunstundhelden präsentiert:
VOLUME eMOTION
Wir freuen uns besonders, Werke von Isabell Flohr in der Kunstgalerie & Shop der Berlin_Theke zu zeigen. Die Künstlerin bringt in dieser Ausstellung ihr Statement zu
Fülle, Power und Bewegung
zum Ausdruck. Dem gängigen Schönheitsideal widersprechend, lenkt sie den Blick auf eine andere Art menschlicher Schönheit.
Die Gemälde der massiven Sumos strotzen voller Kraft und sprengen fast den Rahmen des Quadrats. Die weiblichen Akte zeigen emotionale, körperliche Dimensionen, die eine alternative Sichtweise für Ästhetik anbieten. Und für die Serie der voluminösen Butohtänzer wählte sie die filigrane Gattung der Zeichnung, welche die leichtfüßigen Choreographien widerspiegeln. Ebenfalls voluminös, aber individuell dargestellt, werden auch ihre bekannten Kuhproträts gezeigt.
Vernissage: Donnerstag 23.05.2013 um 18 Uhr
Öffnungszeiten: 24.-26.05.2013 jeweils von 10-18 Uhr
Kunstgalerie & Shop in der Berlin_Theke (1. Etage), Oranienburger Straße 51, 10119 Berlin, U- Oranienburger Tor
Die erste Kunsthalle in den Alpen
Dies ist die Geschichte vom Hospiz 1800, die mit einem ersten selbstgemalten Bild 2006 zur Hochzeit der Schwester begann bis hin jetzt zum ersten Spatenstich -besser Schneeschaufeln- für ein eigenes Kunstmuseum, der Art and Music Hall am Arlberg. Dazwischen liegen nicht einmal sieben Jahre. Und: Aus seinem ersten Bild für die Schwester entwickelte sich noch dazu eine eigene künstlerische Karriere. Der ausgebildete Psycho-Therapeut, Hotelier und Kunst-Sammler Florian Werner (geb.1966) besuchte Workshops bei Markus Lüpertz in 2011 und Actionpainting-Kurse vom österreichischen radikalen Maler Hermann Nietsch. Werners Arbeiten kann man im familieneigenen Arlberg Hospiz Hotel (5 Sterne) sehen. Genauso hängen zeitgenössische Bilder und Installationen von über 100 jungen Künstler nach wie vor verteilt im ganzen Haus. Sie stammen u.a. aus Werners Artist in Residence-Projekt, mit ausgewählt von der Sydney National Art School.
Mit dem Spatenstich in 1800 Meter Höhe hat Florian Werner einen ambitionierten Traum wahrgemacht- immerhin wird die Luft hier oben dünner und der Platz knapper. Im winzigen St. Christoph am Arlberg, einem der höchstgelegenen Alpen-Skiorte, wo nun in drei Untergeschossen, diese einmalige Kunsthalle aus dem Stein gehauen wird- gebaut auf persönlicher Leidenschaft. Mit der gleichen Passion hatte schon sein Vater und Seniorchef Adi seinen berühmten Magnum BordeauxKeller im Arlberg Hospiz Hotels aufgebaut. Und jetzt in der vierten Generation Werner schaufelte Söhnchen Thaddaeus beim ersten Spatenstich kräftig mit. Mal sehn, was er einmal bauen wird… Bis dahin freue ich mich auf den einzigartigen Kunstberg das Hospiz 1800. Fertigstellung im Sommer 2015. www.arlberghospiz.at
Bisky im Berghain
Er fasst mit seiner Hand direkt ins fertige Bild und erklärt, dass nur
Lasur-Farben so schön zum Verwischen funktionieren, dabei zieht er die pinke Linie auf der Leinwand mit dem Finger nach. Er darf das er ist der Künstler und so nimmt Norbert Bisky auch den Besuchern Berührungsängste vor seinen großformatigen und farbgewaltigen Bildern aus Brasilien: Paraisópolis heißt übersetzt Paradiesstadt, meint damit ironischerweise den größten Slum von Sao Paulo und ist auch titelstiftend für seine aktuelle Ausstellung in der Galerie Crone in Berlin. Biskys Bilder sind entschieden unentschieden zwischen konkreten Körpern und flächigem Abstrakten, die in seinen tropischen Farben fast klischeehaft überzeichnet- miteinander harmonieren.
Ebenso freimütig erzählt der in Leipzig geborene Maler von seinen Rio-Motiven, von dem Strand nur zum Stehen, der Copacabana, den illegalen Sprayern, verewigt auf seinem Bild Pichador, überhaupt von stinkenden Ölfarben, die nervtötend langsam trockenen, Aquarellfarben, die eigentlich auch nicht zu kontrollieren sind. Einblicke in einen Maler-Alltag.
Und jetzt sein neuestes Projekt: Premiere des Tanzstückes Masse (physikalisch als auch sozial interpretiert) des Berliner Staatsballetts ist am 4. Mai im Berghain zu elektronischer Musik. Und das ist seine erste Arbeit als Bühnenbildner: Da ist wirklich insgesamt etwas Neues entstanden, so Bisky. Masse gibt es noch elf Mal im Mai.
www.cronengalerie.de
Clooney’s Beute-Kunst
Er lebt im Soho-House, isst im Bocca di Bacco und dreht in Babelsberg, begutachtet Tausende von Komparsen für seinen neuen Film über Beutekunst im Dritten Reich The Monuments Men- George Clooney ist in Town, Stadtgespräch. Und gestern im historischen Berliner Nikolaiviertel, direkt neben meiner Manufaktur Galerie mit Akten und Abstraktem von Galeristin Eva Brosché, das mal kurz zu Paris wurde. Die Nazis hatten sich auch an Kunst aus Frankreich bereichert. Die Story der Monuments Men, einer Spezialeinheit der Alliierten (aus Kuratoren, Archivaren und Kunsthistorikern) basiert auf dem gleichnamigen Buch von US-Autor und Historiker Robert M. Edsel nach dem so fünf Millionen Kunstwerke gerettet wurden. Start für den Film ist noch im Dezember 2013.
Bis dahin empfehle ich einen Besuch in der Manufakturgalerie Am Nussbaum 1, 10178 Berlin. www.manufakturgalerie.de


















