ART on APPS

Kunst Februar 1, 2014

Pinsel, Radierer, Wischfinger, Farbpaletten… Das klassische Handwerkszeug eben. Mit den „Basic Tutorials“ wird skizziert, koloriert und die Farben werden dabei verwischt. Also doch nur Old School, handgemalt. Es bleibt dabei: Painting Forever! Geht man allerdings tiefer in(new) Medias Res zu den Bluetooth Stiften oder Brush Stylus Pens, die in Art Rage und auch im Sketch Club malen können, weiß man von Buch-Autor Roger Hassler Vieles über Art-Apps und „Malen mit dem iPad“ (newart.medien & design, 19.95 EUR). Der Grafik-Designer erklärt Schritt für Schritt das digitale Painting: Pixeln statt Pinseln auf verschiedenen Ebenen. Mit dem App Sketch Book Pro gelingt (mit ein bisschen Übung) das digitale Bleistift-Porträt. Oder eine Landschaft mit Procreate, die durch das Schmierfinger-Werkzeug in Licht und Schatten getaucht werden kann. Mehr als nur Kinder-Kritzeleien? Bei David Hockney (77) allemal: Der berühmte „US-Pool-Painter“ stellte gerade in Köln „A Bigger Picture“ aus. I-Pad Malereien –groß ausgedruckt– von seinen Landschafts-Motive aus der Kindheit in England. Und alles nur mit einem Finger …
Bildschirmfoto 2014-02-01 um 6.00.30 PM
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„…fernab der Eitelkeiten“

Kunst Januar 27, 2014

Er kann es vor und hinter der Kamera. Fotograf Tom Lemke ist ein echter Poser, wenn ihn (Boulevard-) Kollegen ablichten. Und rockt mit der skinny Sexiness à la Mick Jagger die kleine, aber feine Galerie von Naihmah Schütter: Zur Eröffnung seiner neuen Werkreihe „Elementar“. Cool in Schwarz, schwer behängt mit silbernen Ketten-Armbänder und Ringen ragen seine Arme aus dem Jackett und lassen gerade noch – gestochen scharf- Frauenbeine sichtbar werden. Mehr Haut und komplette Tattoos zeigt er auf seiner Homepage.
Geboren in Hof, nach einem Jurastudium wurde er (Meister-) Schüler in Düsseldorf bei Professor Markus Lüpertz, machte sich einen Namen in Sachen Kunst, Werbung und Prominenten-Porträts. Und jetzt? Für den Wahlberliner „muss es eine Entwicklung geben. Stillstand ist derTod jeglicher Kreativität“ und ließ sich von den vier Elementen inspirieren: Elementar! Mit seinen poetischen Wasser- und Rauchbildern zeigt Lemke eine ganz andere Seite von sich. Hier lässt der Fotokünstlers auch dem oft wunderbaren Zufall kreativen Raum …
Bis zum 1.März 2014. In der Berliner Galerie: www.naimahschuetter.de
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Neue Mauer-Werke

Kunst Januar 23, 2014

Er hält sich nicht mit glatten Oberflächen auf – auch nicht im Kleinen. Selbst in seine Visitenkarte bohren sich Telefonnummer und Name von John von Bergen tief in den Karton. Genauso ignoriert er auch das oberflächen-glatte White Cube Konzept derzeit in der Berliner Galerie von Alexander Levy- bekannt für junge Position. Mit seiner martialischen, raumbeherrschenden Stahl-Installation „Not“, 2014 durchbricht der US-Künstler locker Mauern und Sehgewohnheiten.
Durch das Loch in der Wand fällt dann der Blick gegenüber auf ein weiteres Mauer-Werk des Wahl-Berliners. Wie organisch aus der glatten Fläche gewachsen bricht sich die dreidimensionale Arbeit „Finished Drawing“ 2013 scheinbar natürlich Bahn. Bei aller Radikalität sind auch hier die Übergänge irritierend harmonisch. Irgendwie schönweiß wie die Wand …
Zu sehen bis 1.März 2014 bei www.alexanderlevy.net
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Ku(h)nst im Kopf …

Kunst Januar 22, 2014

Für manche Menschen sind Kühe der Inbegriff ländlicher Idylle. Für Andere geben sie einfach nur Milch und Fleisch. Und Umweltfreunde haben sie auch schon als Methan-Schleudern verteufelt. Ganz anders in der Mythologie des Altertums, dort galt die Kuh als kosmische Schöpferin des Universums mit seinem Sternenhimmel: Aus der gehörnten Mondkuh floss die Milchstraße im niemals endendem Strom. Und in der Kunst der Menschheitsgeschichte tauchte sie bereits in Höhlenmalereien um 15.000 v.Chr. auf.
Auch in der „Ku(h)nst … from the 6th Floor“ aus dem Atelier Isabell Flohr wird sie zu einer eigenen Art- in den 26 individuellen Kuh-Porträts (Acryl auf Leinwand, 20 x 20 cm). Und die gibt’s neuerdings auch als Mini-Muhs in 6 x 6 cm. Immer paarweise- wie sich das für ein klassisches Memo-Spiel gehört. Do you remember? Zwei Spielkarten aufdecken und ein gleiches Paar finden, sonst ist der Nächste dran … Der mit Ku(h)nst im Kopf gewinnt!
Ku(h)nst-Memo-Spiel von Isabell.flohr@mac.com, mobil: +49 171 44 08 599

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Kunst & Schnee

Kunst Januar 6, 2014

„Sie war die Erste, die sich einfach mal selbst beworben hat – beim Artists in Residence-Programm“, lacht Hotelier und Kunstmäzen Florian Werner, der vor vier Jahren
die Kunst-Förderung für Nachwuchskünstler im Hospiz Hotel am Arlberg kreierte. Es hat sich gelohnt für die in Starnberg geborene Wahl-Berlinerin: Ida-Marie Corell erhielt den Hospiz-Kunstpreis 2013, dotiert mit 2000 EUR, ein Kunstbuch, das während ihres Aufenthaltes in St. Christoph entstanden ist und dazu dort eine eigene Ausstellung. Dafür fotografierte die 29jährige ihre Selbst-Inszenierungen – immer im Kontext mit dem alpenländischen Hospiz-Hotel: Ida als heidigleiche Kellnerin oder Rezeptionistin mit Flechtfrisur im Dirndl, Ida schneeessend vor dem Haus oder „milchtrinkend“ von einer pinken Alpenkuh. (Eine Referenz an die fotografischen Rollenspiele der US-Künstlerin Cindy Sherman?)
Dazu die feinen Collagen von der Multimediakünstlerin Corell, die wiederum mit den typischen Insignien einer Bergidylle scheinbar harmlos spielt …
Die Ausstellung im 5-Sterne Hospiz Hotel am Arlberg läuft bis April 2014 – genauso lange wie die Skilifte direkt vorm Haus in (fast schneesicheren) herrlichen 1800 Höhenmetern. Und ansonsten gäbe es hier natürlich auch noch KUNST-Schnee. www.arlberghospiz.at
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Comeback mit 80 …

Kunst November 10, 2013

In 2014 soll sie ihr Comeback feiern, so die Berliner Galerie 401 Contemporary: Aktueller Start „Resonanzen“ mit Mary Bauermeister und ihren Reliefs aus geschichteten Steinen, verfremdeten Pinseln, Linsenkästen …
Die deutsche Avantgarde-Künstlerin hatte ihren größten Erfolg in den Sixties, in den USA traf sie auf Künstlerfreunde wie Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Nicki de St. Phalle : „Ich schwamm plötzlich in Geld und genoss es auch in Material schwelgen zu können“. Heute lebt die hellwache, sehr authentische 1,80 m Frau wieder bei Köln, und hat ihre „kreativsten Phasen morgens zwischen 5 und 9 Uhr“ und sammelt gerade für ihr ganz deutsches Projekt: „Die Fahne muss umgedreht werden: Der schwarze Schuldbalken gehört nach unten – Gold nach oben.“
Ihr Leben mit vier Kindern (ihre schizophrene Tochter wird von ihr betreut) von drei Männern hatte sie immer selbst finanziert- mit ihrer Kunst! Dennoch ließ sich die energiegeladene Künstlerin ein wenig in den Schatten stellen von ihrem Ex-Mann, dem (atonalen) Musikgenie Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007), mit dem sie in wechselnden Menages à trois lebte. Manchmal gedemütigt, oft inspiriert -so beschreibt sie ihr Leben mit Stockhausen. Der bezeichnende Titel: „Ich hänge im Triolengitter“. btb 74574, 2013.

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Munchs Schrei nach Sonne?

Kunst November 9, 2013

Der stumme Schrei von Edvard Munch auf einem Regenschirm im tristen November – das ist Street Art im wahrsten Sinne. Kein Wunder: Massenhaft trivialisiert wurde diese Seelenmalerei des Norwegers-genauso auf Tassen, Taschen & Tüchern gedruckt – so zu einem der bekanntesten Bildmotive der Welt …
P.S. Die Pastell-Version von den vier Munch- Schreien wurde für 120 Millionen Dollar versteigert.
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… from the 6th Floor – aus dem Atelier Isabell Flohr

Kunst Oktober 24, 2013

Auf satt tomatenroten Wänden gibt es Flora & Fauna von der Künstlerin Isabell Flohr zu sehen im altehrwürdigen Club von Berlin – gegründet in 1891. Kuratiert wurde die Bilder-Ausstellung von Verena Tafel (Foto r.), der stellvertretenden Club-Vorsitzerin.
In den wunderschönen hohen Räumen in der Berliner Jägerstrasse wirken die Kuh-Porträts, Hippos & „Pumpkins“( freche Bulldogge) in ihrer Farbigkeit und ihrem
freien Mal-Duktus erfrischend und auch humorvoll. So auch durch die verschiedenen Perspektiven in ihren großformatigen Baum-Motiven (aus dem Berliner Tiergarten)
oder auch in dem Akt von hinten, der über den ureigentlichen Körper hinaus eine Landschaft sichtbar werden lässt.
Zusätzlich „Kleine Kunststücke „ … from the 6th Floor“, die auch alle über den Dächern von Berlin Mitte im Atelier Flohr entstanden sind, werden nochmals am 23. November 2013 präsentiert.
Anmeldung unter: sekretariat@clubvonberlin.de
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Die finnische Strick-Liisa

Kunst Oktober 8, 2013

Wer eine Erbse stricken kann, hat noch mehr drauf. Genau: eine komplette Mahlzeit mit Kartoffeln und einer Bratwurst auf dem Teller, dazu Besteck.
Weiter zieht sich ihr Woll-Faden durch den Alltag: Liisa Hietanen (geb.1981) schafft ein wolliges WCs mit Kacheln, Kloschüssel , -Papier und der Reinigungsente für die Hygiene. Strickt Armbanduhren, Verlängerungsschnüre und Heizungen. Die finnische Bildhauerin hat aber auch ein Händchen für Menschen: „Meine erste Strickfigur war meine Lehrerin aus der Grundschule“. Oder auch eine ältere Dame mit ersten Falten und Fotoapparat – und wieder ist wirklich alles (!) aus Wolle in ungefähr zwei Monaten handgefertigt, zu sehen in der kleinen, aber feinen Galerie Toolbox. Verblüffend, bestrickend echt und irritierend lebendig.
Abstecher ins wahre Leben: „Für meine kleine Tochter habe ich schon Jäckchen gestrickt, das ging echt schnell…“ Kein Wunder!
Erst durch die Wahl ihrer ungewöhnlichen Objekte werden die klassisch-weiblichen Disziplin wie Stricken und Häkeln zum künstlerischen Medium. Gespannt bin ich auf ihre Malerei: “Ich habe noch keine Motivation, die zu zeigen…“
www.liisahietanen.com

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Schamlos – so ein nackter Hintern?

Kunst Oktober 7, 2013

Kann so ein nackter Hintern wirklich noch provozieren? Scheinbar klassisch, fein-akribisch gemalt und zu sehen in der Painting forever – Ausstellung vom Künstler Martin Eder. Der will „schamlos Gift versprühen und hängt das Bild erst einmal über dem Sofa … „ wird die andere Art und Abseitigkeit mehr und mehr deutlich. Bei näherer Betrachtung wirkt die bleich-wächserne eher Hülle denn Haut weit weniger aufreizend als „erhofft“. Ästhetik hat wie bei den meisten seiner Bilder nur scheinbar vorrangige Bedeutung.
Auch Kollege Michael Kunze (geb. 1961 in München), der zweite Künstler im Bunde des eher Narrativen Gegenständlichen – malt ebenso in Berlin – oft hochkomplexe Arbeiten mit historischen Bezügen. Für ihn ist der „Gattungskrieg“ vorbei, lange her als noch Anfang der Neunziger Jahre die Malerei das Letzte war. Also stimmt es doch: Painting forever?
Martin Eder
Michael Kunze