Es lebe Venedig! Angesichts der täglichen Ozeanriesen ist das ein berechtigter Aufschrei: Bis zu fünf der schwimmenden Monster landen gleichzeitig in der Giudecca Lagune an und erschüttern so die Grundfesten der Stadt nachhaltig. Die Venezianer kämpfen für ihre einmalige Stadt (Unesco Welterbe) und gegen das Ansteigen des Wasserspiegels (auch durch den Klimawandel): „No Grande Navi“ („Keine Kreuzfahrtriesen“) und umzingeln mit ihren kleinen Gondeln und Booten die schwimmenden Hotelkästen …Auch als phantastische Kunstlocation für die beiden Kunst- und Architektur-Biennalen wird das Venedig irgendwann ausbaden müssen. Auch wenn Giardinis und Arsenale noch im Trockenen sind, werden die ausstellenden Palazzi am Canal Grande zukünftig dauerhafte Wasser-Schäden davon tragen. Muss man dann nicht Art und Ort schleunigst retten? Der italienische Künstler hat mit der Skulptur „Support“ die Zukunft in seinen Händen: Zwei überdimensionierte Kinderhände ragen aus dem Wasser und stützen das historische Hotel Ca’ Sagredo. Eine aufrüttelnde Arbeit – allerdings außerhalb der internationalen Kunstshow.Und wie klingt bei Christine Macel, Kuratorin der 57. Biennale nun ihr offizielles Ausstellungs-Motto „Viva Arte viva!“? Auch wie eine dringliche Rettungsformel oder nur als schlichte Aufmunterung und Affirmation der Kunst im Allgemeinen: Unter diesen hübschen Wortschirm kann dann jeder schlüpfen. Überhaupt kommt diese 57. Biennale insbesondere nach der fulminanten Show in 2013 und nach der vorangegangen eher politischen Biennale in 2015 von Kurator Okwui Enwezor (nach der Finanzkrise war u.a. Marx’ Kapital ein großes Thema), eher moderat daher und stellt einen Rückzug ins Private dar. Plakative Kunst und der einzelne Künstler stehen hier im Fokus: Wenn auch oftmals gigantisch und damit nicht weniger harmlos, wie die bis unter die Decke gestapelten bunten Woll-Poufs von Sheila Hicks, die eine knallfarbige Kuscheligkeit vermitteln. Man möchte sich gleich ins Runde werfen und verkriechen. Noch vor zwei Jahren zur 56. Biennale an gleicher Stelle hingen Katharina Grosses gesprayten Stoffbahnen – ähnlich farbig – dramatisch-sperrig von der Decke davor grobe, gefärbte Steine und Erde: Klein, nach oben blickend stand man ein wenig eingeschüchtert vor ihrer Installation – einer bunten Apokalypse … Die 57. Kunst-Biennale in Venedig geht bis zum 26. November 2017
Sheila Hicks auf der 57. Biennale 2017
Katharina Grosse: 56.Biennale 2015