Der Selbstmord passiert immer auf einer Fläche von 18 x 24 cm. Immer wieder und immer wieder anders. Exakt 129 Mal.
Erstickt mit einer Plastiktüte über dem Kopf. Erhängt im Kleiderschrank. Vergiftet, erschossen, verblutet, sich selbst in die Luft gesprengt, von den New Yorker Twin-Towers in die Tiefe gestürzt, als Kollektiv-Suizid. Jede Selbsttötung hat eine eigene Geschichte und Methode gesammelt von Valérie Favre, (*1959) Wahlberlinerin und hier Professorin für Malerei an der Universität der Künste. Die Autodidaktin erzählt sie auf ihren kleinformatigen Ölbildern in sanftem Gelb, Grau,zartem Blau und Schwarz-Weiß. Von Blutrot keine Spur und gar nicht schauderhaft. Flüchtig gemalt, auf Favres Art figurativ und irgendwie zart und harmlos. Die Masse machts. Zwischen den anonymen Selbstmord-Varianten hängen auch immer wieder echte Fälle: Einer meiner Lieblings-Maler Nicolas de Stael, der sich 1955 umbrachte oder auch die Terroristin Ulrike Meinhof, die sich (angeblich) 1976 in ihrer Zelle erhängte. Dann findet man auch wieder fiktive Figuren unter den Toten, wie Madama Butterfly, die sich selbst erdolchte (1904 Opern-Premiere). Das Ganze wirkt ein wenig wahllos (und emotionslos) – aber tot ist tot auch auf der Bühne. Und irgendwie schön, wie sie da alle so hängen … www.nbk.org – Ausstellung bis zum 28. Juli 2013.