9.november: an solchen tagen muss die kunst herhalten.da wird auf dem rest der ddr- mauer die eastsidegallery aufpoliert. mit dem neugemalten bruderkuss und anderen ursprünglichen spontansprayereien . 20 jahre mauerfall soll nun gefeiert werden. ohne die ossi – romantisierung der ex-ddr und die arroganten wessi big- spender- auftritte.
fragt man leute jahrgang 80 aufwärts haben die damit nichts am hut. wenn überhaupt ist die mauer in mini-graffities bekannt als souvenir für die hosentasche. aber selbst ältere generationen wie z .B. schauspielerin corinna harfouch wollen auch keine mauer mehr in den köpfen und sind die ossi-wessi debatte leid.(die darf das ,sie kommt aus dem osten).ich schließe mich als neuberlinerin an.
rechtzeitig zur jubiläumsfeier – und auch zur grundsteinlegung des axelspringer verlages in berlin im mai vor 50 jahren- wurde noch ein „denk mal“(!) in auftrag gegeben – die erste politische skulptur von bildhauer stephan balkenhol.
berühmt für seine attraktiven harmlosen (?) holzreliefs von menschen, tieren und landschaften, ist er diesmal nicht auf dem „holzweg“. seine 3,50 meter hohe bronze ist ein balanceakt – so der titel seines schlicht gekleideten mannes ohne gesichtsausdruck. er balanciert auf einem stück mauer, die original-mauer ist in stücken hinter ihm gruppiert.das ganze wird als metapher für bewegung und freiheit erklärt und der umgang mit der freiheit hat doch etwas schwankendes.
dagegen steht hier die kunst festverankert auf ihrem sockel, nur der andere fuss vom balkenhol-mann schwebt in der berliner luft.
aber in wirklichkeit ist das balancieren doch eher eine wackelige angelegenheit…